Kaufen oder Mieten in der Schweiz: Die Entscheidungshilfe, die Du Brauchst!
Die Frage, ob man besser kaufen oder mieten sollte, ist eine der zentralen Entscheidungen im Leben vieler Menschen. Besonders in der Schweiz, wo die Immobilienpreise hoch und die Mietkosten ebenfalls nicht zu unterschätzen sind, stellt sich diese Frage umso drängender. In diesem Artikel beleuchten wir, wann es sinnvoll ist, eine Immobilie zu kaufen und wann das Mieten die bessere Option ist. Dabei gehen wir auf die spezifischen Gegebenheiten des Schweizer Marktes ein und geben Dir wertvolle Einblicke, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
Die aktuelle Situation in der Schweiz: Mieterland mit teuren Immobilien
In der Schweiz leben etwa zwei Drittel der Bevölkerung zur Miete, was das Land eindeutig zu einem „Mieterland“ macht. Doch warum entscheiden sich so viele Menschen gegen den Kauf eines Eigenheims? Ein Blick auf die Mietpreise zeigt, dass diese stark variieren. In Genf kann eine 4,5-Zimmer-Wohnung bis zu 3.500 Franken im Monat kosten, während in anderen Regionen, wie etwa St. Gallen, die Mietpreise deutlich niedriger sind.
Regionale Unterschiede bei Miet- und Kaufpreisen
Die Preise für Immobilien in der Schweiz unterscheiden sich erheblich je nach Region. Während in Zürich und Genf die Immobilienpreise und Mieten zu den höchsten im Land gehören, sind ländlichere Gebiete deutlich günstiger. Dies hat nicht nur Einfluss auf die Mietkosten, sondern auch auf die Entscheidung, ob man kaufen oder mieten sollte. Es ist klar, dass eine Immobilie in Zürich deutlich mehr kostet als in einer weniger zentralen Region wie dem Kanton Graubünden.
Kaufen oder Mieten: Ein Kostenvergleich
Eine der wichtigsten Überlegungen bei der Entscheidung zwischen Kauf und Miete ist die Kostenfrage. Auf den ersten Blick mag es verlockend erscheinen, in ein Eigenheim zu investieren, insbesondere wenn man langfristig plant, dort zu leben. Doch die Realität zeigt ein komplexeres Bild.
Hypotheken und Zinsen: Der entscheidende Faktor
Ein entscheidender Faktor bei der Kostenbetrachtung sind die Hypothekenzinsen. In den letzten Jahren haben die Zinsen in der Schweiz stark geschwankt, was direkte Auswirkungen auf die Attraktivität des Immobilienkaufs hat. Eine Hypothek mit festem Zinssatz über 10 oder 15 Jahre kann im derzeitigen Zinsumfeld schnell zur Kostenfalle werden, wenn man bedenkt, dass die Zinsen in den letzten Jahren gestiegen sind.
Eine interessante Beobachtung ist, dass Mieten in vielen Fällen kostengünstiger ist als der Kauf einer Immobilie – zumindest bei den aktuellen Zinsbedingungen. Wer beispielsweise 2019 eine Hypothek mit niedrigen Zinsen abgeschlossen hat, profitiert heute von geringen monatlichen Belastungen. Neue Käufer hingegen müssen mit deutlich höheren Kosten rechnen.
Eigenmietwert: Eine Besonderheit in der Schweiz
Eine weitere Besonderheit, die es nur in der Schweiz gibt, ist der sogenannte Eigenmietwert. Dabei handelt es sich um einen fiktiven Betrag, den Eigenheimbesitzer auf ihr Einkommen aufschlagen müssen. Der Eigenmietwert basiert auf der Annahme, wie viel Mieteinnahmen man erzielen könnte, wenn man die eigene Immobilie vermieten würde. Diese Regelung ist umstritten und stellt für viele Eigentümer eine zusätzliche Belastung dar, die beim Vergleich von Kauf- und Mietkosten berücksichtigt werden sollte.
Kaufnebenkosten: Mehr als nur der Kaufpreis
Neben den offensichtlichen Kosten für den Erwerb einer Immobilie fallen in der Schweiz auch zahlreiche Nebenkosten an. Dazu zählen unter anderem die Handänderungssteuer, Notariatsgebühren, Grundbuchgebühren und andere Abgaben, die zusammen bis zu 5% des Kaufpreises ausmachen können. Bei einer Immobilie im Wert von einer Million Franken können so zusätzlich bis zu 50.000 Franken an Nebenkosten anfallen.
Diese Nebenkosten müssen bei der Planung eines Immobilienkaufs unbedingt berücksichtigt werden, da sie den notwendigen Eigenkapitalanteil erheblich erhöhen können.
Tragbarkeit und Beleihung: Was viele nicht wissen
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den viele potenzielle Käufer nicht auf dem Schirm haben, ist die sogenannte Tragbarkeit der Hypothek. In der Schweiz gilt die Faustregel, dass die jährlichen Wohnkosten nicht mehr als ein Drittel des Bruttoeinkommens ausmachen sollten. Um eine Hypothek von 800.000 Franken zu bekommen, müsste man also ein jährliches Einkommen von mindestens 144.000 Franken nachweisen können.
Zudem bewerten Banken Immobilien häufig niedriger als der tatsächliche Kaufpreis, was bedeutet, dass man mehr Eigenkapital aufbringen muss, um die Lücke zu schließen. Wenn eine Bank eine Immobilie beispielsweise nur auf 800.000 Franken schätzt, der Kaufpreis aber eine Million Franken beträgt, müsste man statt 200.000 Franken Eigenkapital ganze 360.000 Franken aufbringen – eine Summe, die viele Käufer überrascht und die den Immobilienkauf deutlich erschwert.
Wann lohnt sich der Kauf einer Immobilie?
Trotz der hohen Hürden gibt es Situationen, in denen der Kauf einer Immobilie sinnvoll sein kann. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn man langfristig plant, in der Immobilie zu leben, und bereit ist, die hohen Einstiegskosten und laufenden Belastungen zu tragen. Zudem kann der Kauf in einer Phase niedriger Zinsen und steigender Immobilienpreise eine lohnende Investition sein, insbesondere wenn man die Immobilie als Altersvorsorge betrachtet.
Langfristige Perspektive und Marktbedingungen
Der Schweizer Immobilienmarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten als äußerst stabil erwiesen, mit stetig steigenden Preisen. Dies bedeutet, dass Immobilien in der Schweiz tendenziell an Wert gewinnen, was den Kauf aus einer langfristigen Perspektive attraktiv machen kann. Allerdings sollte man dabei bedenken, dass kurzfristige Schwankungen auftreten können und dass die Entscheidung zum Kauf gut überlegt sein sollte.
Die Bedeutung des richtigen Zeitpunkts
Der Zeitpunkt des Kaufs ist entscheidend. In einer Phase hoher Zinsen, wie sie derzeit herrscht, kann der Kauf einer Immobilie eine teure Entscheidung sein. Wer jedoch einige Jahre warten kann, könnte von günstigeren Zinsen und besseren Kaufbedingungen profitieren.
Fazit: Mieten als aktuell attraktivere Option
In der aktuellen Marktsituation, geprägt von hohen Zinsen und strikten Beleihungsregeln, ist das Mieten für viele die attraktivere Option. Wer nicht unbedingt ein Eigenheim benötigt und flexibel bleiben möchte, fährt mit der Miete finanziell besser. Auch die langfristigen Belastungen durch den Eigenmietwert und die Kaufnebenkosten fallen beim Mieten weg.
Für diejenigen, die dennoch den Traum vom Eigenheim haben, kann es sinnvoll sein, die Marktentwicklung in den kommenden Jahren abzuwarten und auf einen günstigeren Zeitpunkt für den Kauf zu spekulieren.
In jedem Fall ist es ratsam, die eigene finanzielle Situation genau zu analysieren und alle Kostenfaktoren, einschließlich der versteckten Nebenkosten und langfristigen Belastungen, sorgfältig abzuwägen. Nur so kann man eine fundierte Entscheidung treffen, die den eigenen Lebenszielen und finanziellen Möglichkeiten gerecht wird.
Wenn Du also aktuell mit dem Gedanken spielst, ein Eigenheim zu erwerben, könnte es klug sein, diese Entscheidung noch etwas aufzuschieben und weiterhin zur Miete zu wohnen. Die Zinsen könnten in den nächsten Jahren wieder sinken, was den Kauf von Immobilien attraktiver macht. Bis dahin bleibt das Mieten die sichere und kostengünstigere Wahl.
- 1’100 USD Passives Einkommen mit Covered Call Optionen - 12. September 2024
- Warum 50 CHF pro Monat dich arm hält! - 9. September 2024
- Vanguard FTSE All World vs. iShares MSCI World: Welcher ETF bringt dir mehr Geld? - 6. September 2024
2 Responses
Bin da nicht gleicher Meinung, Kaufen ist dank sinkenden Hypothekarzinsen wieder attraktiv.
Die steigenden Zinsen im Jahr 2022 führten dazu, dass Wohnen zur Miete vorübergehend attraktiver war als der Kauf der eigenen vier Wände. Im März 2024 hat die Schweizerische Nationalbank jedoch den Leitzins wieder auf 1,5 Prozent gesenkt und damit die Zinswende nach unten eröffnet. Mit den sinkenden Zinsen und nicht zuletzt aufgrund eines starken Mietpreisanstiegs hat sich der neue Wohneigentumsmalus jedoch als äusserst kurzlebig erwiesen. Mit dem Absinken der Zinsen kostet Wohneigentum je nach Finanzierungsprodukt bereits wieder weniger als das Mieten einer vergleichbaren Wohnung. Da für 2024 weitere Zinssenkungen erwartet werden, dürfte sich je nach Finanzierungsmodell bald wieder ein Wohnkostenvorteil im Eigentum von rund 5-15 Prozent einstellen.
Ich finde es fehlen zwei Aspekte bei diesem Vergleich.
1. die grösste Hürde um in der Schweiz Wohneigentum zu erwerben ist und bleibt das Eigenkapital. Und z.B. in der Region Zürich/Zug Wohneigentum für 800’000.- zu finden ist unrealistisch, man braucht eine Million+ und dann erhöht sich der Eigenkapitalbedarf noch mehr, weil man als Durchschnittsverdiener schnell zu wenig Einkommen vorweisen kann.
2. Zur Schlussfolgerung: „In der aktuellen Marktsituation, geprägt von hohen Zinsen und strikten Beleihungsregeln, ist das Mieten für viele die attraktivere Option. Wer nicht unbedingt ein Eigenheim benötigt und flexibel bleiben möchte, fährt mit der Miete finanziell besser.“ Ich finde mit der Miete fährt man langfristig betrachtet nie finanziell besser, denn bei der Miete gehört einem nie etwas. Beim Wohneigentum sind die Chancen gut, dass man die Liegenschaft mit Wertsteigerung verkaufen kann oder hat die Option der Vermietung.