Die Gefahr von Säule 3a Lebensversicherungen: Ein kritischer Blick auf die Praxis in der Schweiz
Säule 3a in Verbindung mit einer Lebensversicherung klingt zunächst wie eine gute Absicherung für das Alter. Man spart nicht nur fürs Alter, sondern sichert sich auch gegen Risiken wie Tod und Invalidität ab. Doch in vielen Fällen entpuppt sich dieses Modell als eine Kostenfalle für Versicherungsnehmer. In diesem Artikel gehen wir detailliert auf die Probleme und Risiken ein, die mit solchen Produkten verbunden sind.
Was ist eine Säule 3a Lebensversicherung?
Die Säule 3a Lebensversicherung ist ein Kombiprodukt, bei dem der Versicherte monatliche Prämien einzahlt. Diese Prämien werden in drei Teile aufgeteilt:
- Sparanteil: Dieser Teil wird in die Säule 3a eingezahlt und kann in Fonds investiert sein.
- Versicherungsanteil: Dieser Teil dient der Absicherung von Risiken wie Tod und Invalidität.
- Kostenanteil: Hier fließen die Gebühren, Provisionen und sonstigen Kosten ein.
Auf den ersten Blick scheint dies ein solides Modell zu sein, doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich erhebliche Nachteile.
Der Kostenfaktor: Hohe Gebühren und Provisionen
Ein wesentliches Problem dieser Versicherungen sind die hohen Kosten und Gebühren, die mit ihnen einhergehen. In den ersten Jahren werden oft große Teile der Prämien für Provisionen und Kosten abgezogen. Ein konkretes Beispiel zeigt, dass in den ersten drei Jahren bis zu 40% der eingezahlten Beträge direkt in die Taschen der Versicherungen fließen. Das bedeutet, dass von den monatlich eingezahlten 300 CHF gerade einmal 100 CHF als Sparbetrag übrig bleiben. Der Rest geht an Gebühren und Provisionen.
Beispielrechnung: Jan Bühler und seine Erfahrungen
Jan Bühler, ein Schweizer, unterschrieb vor 10 Jahren eine Säule 3a Lebensversicherung. Er zahlte über diesen Zeitraum insgesamt 36.000 CHF ein. Nach zehn Jahren wollte er den Rückkaufwert seiner Versicherung erfahren. Das ernüchternde Ergebnis: Die Versicherung zahlte ihm lediglich 23.000 CHF zurück. Er verlor also in den besten Börsenjahren einen erheblichen Betrag, obwohl man mit einer reinen Fondsanlage in dieser Zeit eine deutliche Wertsteigerung hätte erzielen können.
Die Intransparenz der Produkte
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Transparenz dieser Versicherungen. Viele Versicherte wissen nicht, wie sich die Prämien genau aufteilen und welche Kosten anfallen. Oft werden nur rosige Renditeprognosen präsentiert, die in der Realität selten erreicht werden. So wurden in einem Fall Renditemöglichkeiten von 2,5%, 5,25% oder sogar 7,5% versprochen, ohne klarzustellen, wie diese Renditen tatsächlich zustande kommen.
Täuschung durch rosige Renditeprognosen
Versicherungsvertreter zeigen oft hohe Renditemöglichkeiten auf, ohne die tatsächlichen Kosten und Risiken des Produkts zu erläutern. Ein Beispiel zeigt, dass einem Kunden für zehn Jahre eine Rendite von bis zu 7,5% in Aussicht gestellt wurde. In Wirklichkeit hat er jedoch einen erheblichen Verlust erlitten.
Kein flexibler Zugriff auf das eingezahlte Geld
Ein weiteres Problem bei Säule 3a Lebensversicherungen ist der eingeschränkte Zugriff auf das eingezahlte Geld. Bei einer vorzeitigen Kündigung der Versicherung fällt in den meisten Fällen ein erheblicher Verlust an. Oft erhalten Versicherte bei einer vorzeitigen Kündigung weniger als die Hälfte ihrer eingezahlten Beiträge zurück.
Beispiel: Die Geschichte von Nina
Nina, die mit 22 Jahren eine Säule 3a Lebensversicherung abschloss, musste nach 14 Jahren feststellen, dass ihr Traum vom Eigenheim aufgrund ihrer Versicherungspolice in weite Ferne gerückt war. Obwohl sie insgesamt 46.759 CHF einbezahlt hatte, betrug der Rückkaufswert ihrer Police nur 32.800 CHF. Die restlichen 13.000 CHF gingen in Gebühren und Provisionen verloren. Wäre sie in einen kostengünstigen ETF investiert, hätte sie in dieser Zeit mindestens 80.000 CHF ansparen können.
Risiko für junge Menschen und Familien
Besonders für junge Menschen und Familien ohne Kinder ist eine Säule 3a Lebensversicherung häufig nicht sinnvoll. In vielen Fällen gibt es keine Verpflichtungen, die eine Todesfallversicherung notwendig machen würden. Für diese Zielgruppe ist eine einfache 3a-Banklösung oder ein ETF-Sparplan in der Regel die bessere Wahl. Hier können die eingezahlten Beträge flexibel angelegt und das Risiko selbst bestimmt werden.
Die Reaktion der Versicherungsbranche und gesetzliche Änderungen
Die Kritik an Säule 3a Lebensversicherungen hat auch die Finanzmarktaufsicht (FINMA) erreicht. Ab 2025 sollen die Versicherer verpflichtet werden, realistischere Szenarien und Risiken aufzuzeigen. Bisher mussten nur die Prämien, aber nicht die genaue Kostenaufteilung kommuniziert werden. Das neue Gesetz schreibt vor, dass auch negative Szenarien und der genaue Geldfluss offengelegt werden müssen.
Fazit: Für wen sind Säule 3a Lebensversicherungen geeignet?
Säule 3a Lebensversicherungen können in speziellen Fällen sinnvoll sein, etwa wenn man eine Familie mit Kindern hat, die im Todesfall abgesichert werden soll. In den meisten anderen Fällen jedoch, insbesondere für junge Menschen ohne Verpflichtungen, ist dieses Modell ungeeignet. Es gibt oft kostengünstigere und flexiblere Alternativen, wie etwa 3a-Sparpläne in kostengünstige ETFs.
Die aufgezeigten Beispiele verdeutlichen, dass Versicherte oft mehr Geld verlieren, als sie einbezahlt haben – und das selbst in Jahren mit hervorragender Börsenentwicklung. Es ist daher wichtig, sich vor Vertragsabschluss genau zu informieren, sämtliche Kosten und Risiken zu verstehen und Alternativen zu prüfen.
Alternativen zu Säule 3a Lebensversicherungen
- 3a-Bankkonto: Ein klassisches 3a-Bankkonto bietet zwar geringere Renditen, ist jedoch transparenter und flexibler.
- ETF-Sparpläne: Hier kannst Du flexibel in den Aktienmarkt investieren und von langfristigen Renditen profitieren. Viele Anbieter wie Viac, Finpension oder Frankly bieten kostengünstige 3a-ETF-Lösungen an.
- Reine Risikolebensversicherung: Wer nur das Risiko Tod absichern möchte, kann eine reine Risikolebensversicherung in Betracht ziehen, die nicht mit einer Kapitalanlage gekoppelt ist.
Die Wahl der richtigen Altersvorsorge ist eine der wichtigsten finanziellen Entscheidungen im Leben. Lass Dich nicht von hohen Renditeversprechen blenden und informiere Dich umfassend, bevor Du eine Säule 3a Lebensversicherung abschließt.
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One Response
Hallo Thomas, besten Dank für diese Inputs. Solche Beiträge sollten vermehrt publiziert werden. Finanziell unerfahrene Menschen sind auf Fachleute angewiesen, die eigentlich helfen sollten. Stattdessen schwatzen sie – insbesondere Angestellte der Versicherungsbranche – solchen Klienten oftmals Produkte auf, die die Taschen der Versicherer füllen und nicht jene der Klienten. In meinem persönlichen Umfeld ist das schon oft geschehen (z.B. Säule 3a oder 3b bei einem Versicherer). Wenn ich meinen Kolleginnen und Kollegen dann erkläre, was genau für Verträge sie abgeschlossen haben, werden sie auf die Versicherungsvertreter wütend. Notabene sind das zum Teil gute Bekannte…!
Es gehört auch zur generellen finanziellen Bildung, sich über solche Themen zu informieren. Und zwar nicht bei denen, die solche Produkte verkaufen wollen! Zielführender sind Bücher von neutralen Organisationen und Konsumentenschutz-Vereinigungen.