Das Militär hat mich in die Mangel genommen
In der Schweiz besteht für alle jungen Männer die Militärpflicht, in Deutschland ist das equivalent dazu die Bundeswehr. In Deutschland ist diese soweit ich weiss mittlerweile freiwillig. Wie jeder in meiner Alter musste ich also einrücken und das geschah nach der Ausbildung nachdem ich das 20. Lebensjahr erreicht hatte.
Neue Erfahrungen und Eindrücke
In den zwei Wochen während ich in der Rekrutenschule war habe ich viele neue Eindrücke und Erfahrungen erleben dürfen. Begonnen hat es bereits mit den mageren Essensportionen und anschliessend Körperlichem aufwand. An sich alles kein Problem, nur begleitete uns ein 25kg schwere Kampfausrüstung mit Rucksack. Für jemanden wie mich und meinem Körperbau war das fatal. Übrigens durfe ich ebenfalls die Wochenendwache übernehmen mit jeweils 6 Stundenschichten, das bedeutete die nächsten 48 Stunden jeweils im Akkord 6 Stunden schlafen und 6 Stunden wache halten. In der zweiten Woche haben wir unser Sturmgewehr genauer unter die Lupe genommen und haben mehrere Schiessübungen gemacht. Alles in allem interessante zwei Wochen, aber auf Dauer nichts für mich.
Wo war der Haken?
Ein grosses Problem war die Kampfausrüstung und die Ernährung. Für mich war beides nicht akzeptabel und auf dauer hätte ich meinem Körper nichts gutes getan. Das hat der Truppenarzt ebenfalls angemerkt bevor er mich entlassen hat. Jeder der auch nur für einen Tag im Militär war weiss wie es dort abläuft, ein Rekrut oder Soldat hat nichts zu sagen. Ein grossteil ist reinste Schikane, wobei meine Gruppenführer äusserst angenehme Gesellen waren, mit denen ich mich gut verstanden habe. Mein Kopf war auch die ganze Zeit bei meinem eigenen Business, welches sich in einer kritischen Phase befand. Die Entscheidung war getroffen und ich verliess das Militär, eigentlich wurde ich entlassen da ich nicht Diensttauglich war. Nun widme ich mich dem Zivilschutz was ca. 5-10 Tage im Jahr beansprucht und 4% Wehrpflichtsersatz die abhänig von meinem Gehalt sind.
Was wäre wenn?
Diese Frage habe ich mir desöfteren gestellt, was wäre wenn ich das Militär gemacht hätte. Die Möglichkeit das ich langzeit Rückenprobleme bekommen hätte, wäre hoch gewesen. Abgesehen vom Gesundheitlichen, gäbe es heute diesen Blog nicht, mein Business wäre nicht so rentabel wie es heute bereits ist, ich wäre noch nicht von zu Hause ausgezogen und meine finanzielle Situation wäre vermutlich etwas schlechter als jetzt. Ich bin froh wie es gekommen ist, den ich konnte einige Eindrücke und Erfahrungen aus dem Militär mitnehmen aber das hat mir gereicht.
PS: War das Militär oder die Bundeswehr etwas für Dich? Konntest Du bestimmte Erfahrungen oder Eindrücke fürs Leben von dort mitnehmen?
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16 Responses
Aah, jetzt kann ich auch mit dem Wort „Zivilschutz“ aus deiner Mail was anfangen. Ich bin froh, dass es in Deutschland keine Wehrpflicht mehr gibt. Hoffentlich gibt es auch keine Kriege mehr, zu der die Bevölkerung einberufen wird. Katastrophenhilfe allgemein halte ich für wichtig oder die Polizei. Aber es ist ausreichend, wenn es dafür Freiwillige mit guter Ausbildung gibt.
Hallo Jenny,
Wusste nicht dass man das Wort nur in der Schweiz verwendet 🙂 Der Einstiegskurs ist ganz interessant, auf jedenfall macht man etwas sinvolleres als im Militär.
Gruss
Thomas
Gut, dass der damalige Verteidigungsminister Guttenberg, die Wehrpflicht abgeschafft bzw. ausgesetzt hat. Paar Jahre später und ich wäre auch noch dran gewesen. Glück gehabt…
Daher von der deutschen Perspektive Hut ab an die Schweizer! Hätte da null Lust zu.
Den Zivilschutz hört sich wenigstens etwas sinnvoller an, als im Wald mit schweren Rucksack rumzulaufen.
Gruß,
Emanuel
Hallo Emanuel,
Bei uns gab es auch vor Jahren eine Abstimmung, leider hat die Mehrheit der Schweizer gegen eine Abschaffung der Wehrpflicht gestimmt. Bisher ist der Zivilschutz zielich gut, man lernt auch Dinge die man gut gebrauchen kann und läuft nicht sinnlos im Wald umher 😉
Gruss
Thomas
Bei mir gab es noch die Wehrpflicht, also habe ich mich beim Technischen Hilfswerk auf 10 Jahre verpflichtet. Bin dann sogar 22 Jahre aktiv gewesen. Ich habe/hatte nie etwas gegen die Bundeswehr. Ich wollte sogar Berufssoldat werden und Hubschrauber fliegen (mein Traum). Aber angeblich war ich 1 cm zu klein und hätte krumme Füße??????
Also Ersatzdienst, dann wollte ich auch nicht mehr.
Hallo Alex,
So kann es es natürlich auch laufen 🙂 Ich denke das kommt aber auch ganz auf die Person selbst an, fü rmich war es auf jeden Fall nichts. Der Zivilschutz sagt mir hier doch eher mehr zu, da mache ich auch etwas sinnvolles.
Gruss
Thomas
Bei der Musterung habe ich gleich den Wehrdienst verweigert. Ich habe somit keine militärische Erfahrungen sammeln müssen. Wäre mir vermutlich auch nicht sonderlich gut bekommen…
Aber ich habe auch keinen Wehrersatzdienst leisten müssen. ich konnte mich erfolgreich davor drücken 😛
Hallo Florian,
Im Nachhinein fand ich die 2 Wochen extrem interessant, ich würde diese 2 Wochen nicht hergeben wollen. Aber 18 Wochen für den ganzen Dienst + 3 Wochen jährlich sind zu viel des Guten.
Gruss
Thomas
Mir persönlich hat die Wehrpflicht sehr gut getan. Vorher musste ich im Leben nie wirklich an meine Grenzen gehen. Physisch wie Psychisch. Stolz wie Lumpi waren wir, als wir das erste mal die Hindernisbahn geschafft haben. Bei einem Gerät hatte ich arge Probleme. Meine Kameraden meiner Stube haben dieses Gerät mit mir in jeder freien Zeit geübt, bis ich es konnte.
Wäsche zusammnelegen, Bett machen. Im Feld (auf Übung) ejnen Knopf am Parkaa annähen. All das sind zusätliche Dinge, die ich vorher dank Mutti nie machen musste. Die Bundeswehr hat mich in vielerlei Hinsicht härter, stärker und zum selbstbewusten Mann gemacht.
Aber ich war trotzdem nach den 10 Monaten froh, dass es vorbei war.
Doch die Zeit möchte ich nicht missen.
Hallo Raphael,
Ich denke das ist von Person zu Person unterschiedlich, ich fand die 2 Wochen auch eine Bereicherung an Erfahrung. Aber das war mir dann auch schon genug 🙂
Gruss
Thomas
Tja, mal davon abgesehen, das man seine Zeit auch sinnvoller verbringen kann, aus heutiger Sicht war es nicht schlecht.
Im Schichtdienst tätig und beim Abbau diverser Stellungen mit eingeplant war sogar die Bezahlung okay. Doppelter Wehrsold!
Die Kameraschaft und solch ein Zusammenhalt habe ich nie wieder erlebt.
Ich hatte kein Problem mit Waffen und habe sogar dafür gesorgt, zu einem bestimmten Zeitpunkt eingezogen zu werden,damit der Anschluss zum Studium passt.
Schikane kannte ich nur in der Grundausbildung, da allerdings sehr heftig, weil wir das sogenannte akademische Quartal waren.
Geschadet hat es aus heutiger Sicht nicht und ich behaupte sogar, das es auch den heutigen jungen Leuten gut tun würde. Etweder Bund oder soziales Jahr.
Es fehlen übrigens heute sehr viele Arbeitskräfte, die eine Ausbildung beim Bund bekommen haben, wie z.B. Kraftfahrer.
Nach dem Wehrdienst bin ich nicht wieder ins Elternhaus zurück gekehrt. Auch etwas, was ich heute bemerke: Hotel“Mama“ ist heutzutge doch sehr populär.
Aus meiner Sicht hätte sich vom Ablauf nicht viel geändert, ich bin sogar eher noch früher von zu Hause ausgezogen, als wenn ich im Militär gewesen wäre 🙂 ich möchte einfach auf eigenen Beinen stehe.
Mir haben die 2 Wochen gereicht, selbst wenn ich tolle Erfahrungen gemacht hätte. Einen kapputen Rücken ist es mir nie und nimmer wert.
Gruss
Thomas
Klar, mit gesundheitlichen Hemnissen wäre das natürlich eine fatale Entscheidung. Es wundert mich, dass Du dann nicht vorher ausgemustert worden bist. In Deutschland muss man vor dem Wehrdienst zur Musterung, wo etwaige gesundheitliche Einschränkungen festgestell werden.
Hallo Raphael,
Es war relativ grenzwertig bei der Ausmusterung, der Arzt hat mich gefragt ob ich ins Militär will oder nicht. Ich wollte es natürlich probieren, also hat er mich als tauglich eingeteilt 🙂
Gruss
Thomas
Da bin ich absolut bei Dir. Wehrdienst oder soziales Jahr, frei wählbar aber Pflicht. Und das für Männer und Frauen. Gleiche Rechte – gleiche Pflichten.
Da gebe ich dir vollkommen recht!
Gruss
Thomas